Tagung
Ort: Seminarzentrum Obergraben
Paratexte geben Texten und mit ihnen vergleichbaren kulturellen Produktionen eine für ihre Rezeption, Produktion und Zirkulation unabdingbare Kontur. Paratexte finden noch vor dem Text Beachtung. Das macht sie für die Frage nach den Transformationen des Populären interessant. Entgegen einem Begriffsverständnis, das Paratexte als umstandslos, das heißt unbeschadet des von ihnen eingefassten Textes ablösbare Randstücke auffasst, empfiehlt es sich, sie als Parerga im Sinne Jacques Derridas ernstzunehmen. Als solche bleiben sie weder in der peri- noch in der epitextuellen Dimension den von ihnen gerahmten Texten gegenüber äußerlich. Stattdessen sind sie ihnen, womöglich bis in ihre materiale Faktur hinein, eingewoben. Paratexte unterhalten besondere Beziehungen zu Phänomenen des Populären. Denn in der Zone der Paratextualität wird ausgehandelt, wie Texte oder andere Artefakte in der Öffentlichkeit erscheinen, aufgenommen werden, zirkulieren. Die für Popularität schlechthin konstitutiven Erfolgszahlen zieren die Paratexte und verdienen nicht nur auf Bestsellern des Buchmarktes, sondern in Medien aller Art Beachtung: der Hinweis auf Auflagenzahlen spielt bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts in biblionomen Peritexten eine Rolle; inzwischen sind Aufrufe, Clicks und Likes registrierende Zählwerke in vielen Digitalmedien geradezu Standard, auf Social Media-Plattformen sind sie bedeutende Bestandteile des dort programmierten paratextuellen Regimes. Peri- und Epitexte werden hierbei nicht selten zu Treibern oder Erzeugern von Popularität, indem sie variierend vervielfältigt werden und proliferieren. Dass die Produktionen populärer Kultur zur Serialität inklinieren, stellt die von Haus aus auf Einzelwerke zentrierte Paratexttheorie vor besondere Herausforderungen.
Weitere Informationen unter:
https://sfb1472.uni-siegen.de/veranstaltungen/jahrestagung-2023-paratexte-des-populaeren-sfb1472
Termin angelegt von khilpisch